• Bechermethode

    Geschrieben von ___XXX An 14 November 2018 bei 20:39

    Hey Spender, Co-Eltern und Sucher!

    Meine Frau und ich möchten Kinder. Leider geht es auf natürlichem Weg bei mir nicht. Daher sind wir auf diese Plattform aufmerksam geworden.
    Natürlich schreiben wir fleißig mit passenden Profilen.
    Aber wir haben noch nicht all unsere Hemmschwellen und Gedanken gefüllt.
    Für uns kommt nur die Bechermethode in Frage und da stellt sich die erste Frage.

    Wie lief es bei euch ab? Wo habt ihr euch mit einem Spender getroffen? Wie lief es ab und vorallem habt ihr euch dabei wohl gefühlt?

    Wir sind sehr auf eure Erfahrungen gespannt!

    Lieben Gruß von Joel und Manu

    berlin antwortete 3 Jahre, 11 Monate 2 Mitglieder · 1 Reply
  • 1 Reply
  • berlin

    Mitglied
    13 November 2020 bei 11:00

    Hey,

    ich bin seit mehreren Jahren Samenspender, und spende vorrangig per Bechermethode. (Ich habe aber auch schon für die Behandlung in einer KiWu-Klinik gespendet, und ich habe auch schon auf natürlichen Weg Kinder gezeugt.)

    Die Becherspende und der "natürliche Weg" nehmen sich in der Anzahl von Versuchen und der Fehleranfälligkeit bei den Versuchen nichts! Wissenschaftlich habe ich das nicht untersucht, aber subjektiv kann ich berichten. Wichtiger als die Methode ist eigentlich die Beobachtung des Zyklus der Frau und besonders der fruchtbaren Tage. Beispielsweise durch die Messung der Basaltemperatur, durch Ovulationstests – und am Besten durch Ultraschall.

    Ein ebenso wichtiger Faktor ist das Alter der Empfängerin, aber auch das Alter des Spenders. Bei gut beobachteten Zyklus und idealer Inseminierung dauert es im Schnitt 3-4 Zyklen bei einer gesunden Frau Mitte 20. Bei einer Frau Mitte 30 kann es schon die doppelte Anzahl an Zyklen brauchen.

    Wichtig ist es auch zu wissen, dass etwa 1/4 der Frauen Probleme mit ihrem Zyklus haben. D.h. beispielsweise durch Faktoren wie die Pille, PCOS oder Schilddrüsenerkrankungen. Darum ist es sinnvoll sich mit dem Kinderwunsch erstmal von einem Arzt durchchecken zu lassen!

    Zu der "Haltbarkeit" im Becher:

    Es gibt viele Mythen darüber wie lange sich das Sperma ausserhalb des Körpers hält. Viele dieser Mythen stammen aus Berichten von Jugendzeitschriften und von populär-wissenschaftlichen Nachrichten, die vom Leser falsch interpretiert wurden.

    Es ist sinnvoll die Spende im Becher zeitnah der Gewinnung für die Inseminierung zu verwenden. Die Spende sollte bei Raumtemperatur stattfinden, und der Becher sollte nicht auf einer kalten oder heissen Oberfläche abgestellt werden. Es reicht, wenn der Becher auf zwei Lagen Handtuchstoff gestellt werde, damit es nicht zu rapiden Temperaturschwankungen durch Oberflächenkontakt kommt.

    DIe WHO hat unterschiedliche Richtwerte zu Spermiogrammen veröffentlicht. Diese ändern sich mit der Zeit auch stark. Allerdings gibt es auch das sogenannte 24-Stunden-Spermiogramm, bei dem im Grunde gemessen wird, wieviele Spermien ins welcher Qualität nach 24 Stunden im Becher (ausserhalb des Körpers) überlebt haben. Und da liegen die Werte bei etwa 20 bis 30 Prozent der Werte, wenn ein Spermiogramm der selben Spende zeitnah erstellt wurde. D.h. man kann davon ausgehen, dass pro Stunde nur etwa 3 bis 10 Prozent der Spermienqualität im Becher verloren gehen – Wenn man bestimmte Punkte beachtet.

    Die Punkte die zu beachten sind, basieren auf der Vermeidung von Dingen die Spermien schaden:

    1. Austrocknung
    2. Temperaturveränderungen
    3. Strahlung
    4. Veränderung des ph-Wertes

    Zu 1. ist zu sagen, dass die Samenflüssigkeit nicht so schnell trocknet. Wenn man aber befürchtet, dass das geschieht, kann man der Samenflüssigkeit wenige Tropfen Kochsalzlösung hinzufügen. Das ist aber nicht notwendig!

    Zu 2. ist zu sagen, dass Sperma im Bereich von etwa 5 bis 35°C sehr gut überleben kann. In diesem Bereich sind aber schnelle Temperaturschwankungen tötlich! Langsame Temperaturschwankungen schaden aber nicht! Die Samen lieben die Temperatur 1° unter Körpertemperatur. Man sagt das ist etwa 35°C. Fällt die Temperatur langsam ab, so ist das bis etwa 5°C nicht schlimm. Bis zu dieser Temperatur überleben die Spermien. Wird es kälter, hören die Spermien zwar auf sich zu bewegen, aber das ist reversibel. D.h. die Schwimmer fangen sich wieder an zu bewegen, wenn die Temperatur langsam wieder steigt. Gefährlicher ist es bei Temperaturen oberhalb der Körpertemperatur. Schon wenige Grad über 36°C bringen Sperma zügig zum Absterben. Darum den Becher nicht auf eine Heizung stellen!

    In den USA gibt es sogenanntes Shipping (Expressversand) von privaten Samenspenden. Die Sets, die dafür verwendet werden, stammen ursprünglich aus der Tierzucht! (KEIN SCHERZ!) Hierbei wird das Sperma langsam auf 5°C heruntergekühlt, vorher jedoch Glycerin, ein Antibiotikum, steriles Hühnereigelb und Kochsalzlösung hinzugefügt. So gekühlt kann das Sperma sogar bis zu 3 Tage überleben.

    Zu 3. ist zu sagen, dass bei dem Thema Strahlung im Haushalt eigentlich nur auf das Licht (UV-Strahlung) zu achten ist. Wenn die Spende im Becher halbwegs in ein Handtuch eingewickelt wird, sollte das reichen. Aber selbst das ist nicht notwendig bei zeitnaher Verwendung. Bei Transporten über Stunden ist es aber sicher sinnvoll!

    Zu 4. ist zu sagen, dass der ph-Wert einfach nicht verändert werden sollte. D.h. am Besten man fügt keine basische oder sauren Flüssigkeiten dem Sperma hinzu. Einige Empfängerinnen verwenden beispielsweise Gleitmittel bei der Inseminierung. Falls das wegen Scheidentrockenheit verwendet werden muss. sollte auf ein spezielles Kinderwunschgel zurückgefriffen werden.

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