Kind aus Samenspende: Wie erkläre ich es meinem Kind?

Der Vater eines Kindes aus einer Samenspende ist ein gesichtsloser Mann. Die Mutter kennt ihn nicht, das Kind ebenfalls nicht. Doch irgendwann wird sie kommen, die Frage nach dem Papa. Oder vielleicht möchtest du von dir aus deinem Kind frühzeitig erklären, wie es entstanden ist. Wie du mit diesem sensiblen Thema am besten umgehst, erfährst du in diesem Artikel.

Kinder spüren Familiengeheimnisse

Kinder sind sensible Wesen. Ganz instinktiv spüren sie, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Beispielsweise ahnen sie, wenn die Beziehung der Eltern bröckelt oder sie fühlen, dass ein Familiengeheimnis auf den Schultern der Eltern lastet. Vielleicht haben Kinder Zweifel, ob sie wirklich von ihrem Vater abstammen oder spüren, dass sie adoptiert sind. Familiengeheimnisse gefährden die innige Beziehung zwischen Kindern und Eltern. Erfahren die Kinder erst im Erwachsenenalter, dass der Vater nicht der biologische Vater ist, ist die Enttäuschung groß und die Frage „Warum habt ihr mich so lange belogen?“ bringt eine gute Eltern-Kind-Beziehung ins Wanken.

 

Mutter und Tochter liegen auf dem Bett und reden über etwas

 

Hast du ein Kind adoptiert, solltest du das nicht geheim halten. Schon im Kleinkindalter kannst du dein Kind behutsam darüber aufklären. Kleinkinder nehmen diese Informationen als normal auf. Fragen, die mit steigendem Alter aufkommen, kannst du dann einfach und natürlich beantworten. Hast du stattdessen Angst, dass das Familiengeheimnis eines Tages ans Licht kommen könnte, kann sich diese Unsicherheit unterbewusst auf das Kind übertragen. Bei Kindern aus einer Samenspende verhält sich das ähnlich. Beginne frühzeitig mit der Aufklärung um die Entstehungsgeschichte deines Kindes.

Wie sag ich es meinem Kind: Du bist ein Spenderkind!

Nur wie sollst du deinem Kind erklären, dass der Papa nicht der leibliche Papa ist oder du selbst nicht weißt, wie der biologische Vater aussieht und heißt? Gehe bei Kleinkindern behutsam vor und nicht zu sehr ins Detail. Das würde sie nur verwirren. Erkläre die Entstehungsgeschichte deines Kindes anhand einfacher und verständlicher Worte. Erkläre beispielsweise, dass ein Kind aus einem Ei im Bauch der Mutter und den Samen vom Vater entsteht. Informiere dich über passende Bilderbücher, die du zur Hilfe heranziehen kannst.

Ist der Vater zeugungsunfähig, reicht es zu erklären, dass der Vater leider keine Samen hatte und aus diesem Grund die Samen eines anderen Mannes verwendet wurden. Hast du als Singlefrau oder als lesbisches Paar eine Samenspende in Anspruch genommen, kannst du erklären, dass du dir deine Tochter oder deinen Sohn so sehr gewünscht hast und ein lieber Mann mit seinem Samen geholfen hat. Diese ersten Erklärungen sollten im Alter von drei bis fünf Jahren geschehen. Hast du diesen Zeitpunkt verpasst, ist ein Alter zwischen zehn und zwölf Jahren angemessen.

Erfahren die Kinder ihre Entstehungsgeschichte schon in jungen Jahren, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie das als etwas ganz normales ansehen. Betonen solltest du auch, dass deine Kinder wahre Wunschkinder sind und du diesen Schritt gegangen bist, weil du dich so sehr nach dem Sohn oder der Tochter gesehnt hast.

Was, wenn das Kind aus der Samenspende den biologischen Vater suchen möchte?

Mit wachsendem Alter möchte dein Kind vielleicht nach den biologischen Wurzeln suchen und erfahren, wer der leibliche Vater ist. Diesen Wunsch solltest du akzeptieren. Der soziale Vater verliert dabei nicht an Bedeutung, doch der Wunsch die Wurzeln zu kennen ist ein existentieller Wunsch, den viele Menschen hegen. In Deutschland haben Kinder aus einer Samenspende die Möglichkeit den Namen des Samenspenders bei der Samenbank anzufordern. Ein Mindestalter gibt es nicht. In der Schweiz können Kinder ab dem Alter von 18 Jahren die Personendaten des Spenders erfahren.

Hast du den Spendersamen als anonyme Spende aus dem Ausland bezogen, solltest du dir über die Folgen im Klaren sein: Das Kind hat dann keine Möglichkeit den biologischen Vater ausfindig zu machen. Gerade bei jugendlichen oder jungen Erwachsenen kann dies zu einer Identitätskrise führen. Doch auch wenn du diese Möglichkeit in Anspruch nimmst, solltest du dem Kind von klein auf die Wahrheit erklären.

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