Gleichgeschlechtliche Eltern – Vorurteile und wie man damit umgeht
Falsche Annahmen und vor allem Vorurteile tragen dazu bei, dass gleichgeschlechtliche Eltern zumeist kein einfaches Leben haben. Das sich diese Vorurteile auf die Kinder auswirken, bedenken viele Menschen leider gar nicht. Um Vorurteilen entgegenzutreten und falsche Denkweisen zu berichtigen, sollte daher Aufklärungsarbeit erfolgen.
Es gibt mittlerweile sehr viele gleichgeschlechtliche Paare, die Kinder aufziehen und dadurch zeigen, dass an den Vorurteilen und falschen Annahmen nichts Wahres dran ist. Im folgenden Beitrag möchten wir die gängigsten Vorurteile und Irrtümer aufzeigen und somit einen Beitrag zur Aufklärung durchführen.
Gleichgeschlechtliche Eltern und die häufigsten Irrtümer
Viele Menschen sind der Meinung, dass Kinder, die in einer Familie aufwachsen, in der zwei Mütter oder zwei Väter vorhanden sind, leiden. Außerdem halten manche Leute an dem althergebrachten Familienbild fest. Sie sind zum Beispiel der Meinung, dass eine Vaterfigur und eine Mutterfigur unbedingt notwendig für die korrekte Entwicklung eines Kindes sind. Das ist auf keinen Fall der Fall! Eine liebende Familie mit gegenseitigem Verständnis und Respekt ist das, was viel wichtiger für Kinder ist, als veraltete Rollenbilder und verkniffene Ansichtsweisen. Im Folgenden werden einige Irrtümer aufgezeigt und die daraus entstehenden Vorurteile werden widerlegt.
1. Gleichgeschlechtliche Eltern erziehen Kinder zur Homosexualität.
Manche Menschen glauben tatsächlich das Kinder, die mit gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen, homosexuell werden. Hierzu sei gesagt, dass die sexuelle Orientierung eines Menschen nicht davon abhängt, ob er oder sie mit homosexuellen Menschen zusammenlebt.
Die sexuelle Orientierung ist äußerst komplex und hat absolut nichts mit der Umgebung zu tun. Sicherlich sind Kinder von gleichgeschlechtlichen Eltern offener gegenüber entsprechenden Themen und Diversität im Allgemeinen. Eines ist jedoch ganz gewiss. Die Sexualität wird beeinflusst von inneren Faktoren und nicht durch die Art und Weise, wie ein Kind aufwächst.
Hierzu sei außerdem gesagt, dass homosexuelle schließlich in den meisten Fällen ganz „traditionellen“ Familien entstammen. Sie wurden nicht so erzogen, sondern einfach mit der Neigung zum gleichen Geschlecht geboren. Sie haben eine Mutter und einen Vater und oft auch Geschwister. Schon daran lässt sich erkennen, dass es sich nicht um erzieherische Maßnahmen handelt. Geschwister von homosexuellen sind oft heterosexuell.
2. Kinder benötigen eine Vaterfigur.
Diese Vorstellung betrifft nicht nur gleichgeschlechtliche Eltern, bei denen es sich um zwei Frauen handelt. Diese Meinung wird viel zu oft auch dann geäußert, wenn eine Scheidung erfolgt ist und Kinder nur mit der Mutter aufwachsen. Leider sind zu viele Menschen bisher der Meinung, dass Kinder nur dann glücklich sein können, wenn Väter und Mütter in einer harmonischen Beziehung leben. Gegen geschiedene alleinerziehende Mütter gibt es jedoch kaum Vorurteile. Anfeindungen richten sich fast immer gegen gleichgeschlechtliche Eltern und die Begründung, dass die Vaterfigur fehlen würde, dient hierbei als Vorwand. Hat ein Kind zwei Elternteile, ist dies doch schon ein großer Vorteil zu „nur“ einem Elternteil.
Mittlerweile gibt es jedoch schon Forschungsergebnisse, die zeigen, dass Kinder in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung genauso gut aufgehoben sind wie in heterosexuellen Beziehungen. Das Geschlecht der Eltern spielt keine Rolle, wichtig ist hier, dass die Kinder wohl behütet, geliebt und glücklich aufwachsen können.
3. Kinder brauchen eine Mutterfigur.
Ähnlich wie bei Kindern mit zwei Müttern gibt es auch Vorurteile, wenn zwei Väter ein Kind großziehen. Auch bei diesen Paaren stehen Liebe und ein behütetes Elternhaus im Vordergrund. Zwei Männer, die sich lieben und sich bewusst für ein Kind entschieden haben, sind meist einen schweren Weg gegangen. Während es in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung zwischen zwei Frauen deutlich einfacher ist, ein Kind zu bekommen, müssen schwule Paare viel härter darum kämpfen.
Ist das Kind endlich in der Familie eingetroffen, nehmen homosexuelle Männer dieses Geschenk als solches wahr und geben alles, damit es dem Kind an nichts mangelt.
4. Nicht biologische Eltern lieben ein Kind nicht wie ein eigenes.
Diese Fehlannahme ist ebenfalls sehr oft vertreten. Leider denken sehr viele Menschen, dass nichtbiologische Eltern nicht die gleiche Liebe und Bindung aufbauen können wie leibliche Eltern. Sicherlich hat ein ähnliches Aussehen und eine biologische Verwandtschaft positive Vorzüge.
Doch was viele Menschen übersehen, ist in erster Linie Liebe, Gemeinsamkeit und eine Beziehung zwischen Kindern und Eltern außerordentlich beeinflusst. Kinder, die in Sicherheit und Geborgenheit aufwachsen, haben alle Voraussetzungen, sich gut zu entwickeln.
5. Kinder von gleichgeschlechtlichen Eltern werden sicherlich verhaltensauffällig.
Dieser Irrtum kann bisher keine Belege aufweisen. Warum sollten Kinder, die in einer gut funktionierenden Beziehung aufwachsen, Verhaltensauffälligkeiten aufweisen?
In einer Studie wurde untersucht, wie sich gleichgeschlechtliche Eltern auf die Entwicklung von Kindern auswirken. Das Ergebnis dieser Studie belegt, dass das Geschlecht der Eltern keine Rolle spielt, solange eine stabile und emotionale Kindheit gewährleistet werden kann.
6. Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern haben große Probleme mit ihrer eigenen Geschlechtsidentität.
Bisher wurden zu diesem Thema keine Studien durchgeführt, um diesen Irrtum zu belegen oder zu widerlegen. Weshalb sollten jedoch Kinder Probleme mit ihrer Geschlechtsidentität bekommen? Betrachtet man das Umfeld, so wachsen Kinder in gleichgeschlechtlichen Beziehungen in derselben Art und Weise auf wie bei heterosexuellen Paaren. Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern kennen ebenfalls unterschiedliche Rollen in Familien. Sie haben Großeltern, Onkel, Tanten, Lehrer und Lehrerinnen, Freunde und Freundinnen.
7. Kinder, die zwei Mütter oder Väter haben, werden gemobbt.
Einer der größten Irrtümer ist, dass Kinder von gleichgeschlechtlichen Eltern gemobbt werden würden. Bisher kann keine der durchgeführten Studien diesen Irrtum oder diese Sorge belegen. Kinder können aus vielen Gründen gewählt und gemobbt werden. Niemand kann ein Kind vor Mobbing schützen.
Die einzige Lösung gegen Mobbing ist das Problem, Mobbing schon in der eigenen Familie zu thematisieren. In jedem Fall sollte Kindern mit gleichgeschlechtlichen Eltern erklärt werden, dass sie in einer besonderen Familie leben und danach sind sie sicherlich stolz und glücklich, zwei Mütter oder Väter zu haben.
Vorurteile bei gleichgeschlechtlichen Eltern und Kindern
Eines der größten Vorurteile ist wohl die Behauptung, dass gleichgeschlechtliche Paare eine unnatürliche Beziehung führen. Gerade diese Behauptung wird von vielen Gegnern vorgebracht, wenn es um eine homosexuelle Beziehung geht. Im 21. Jahrhundert ist dieses Vorurteil jedoch lächerlich, denn unsere Gesellschaft wird diverser, bunter und somit glücklicher.
So besteht zum Beispiel schon seit dem Jahr 2000 in den Niederlanden die Ehe für alle und in Deutschland wird seit 15 Jahren darüber heftig diskutiert. Eine Soziologin, Marina Rupp, hat bereits zu diesem Thema geforscht und folgende Vorurteile entkräftet.
1. Eine Ehe wird geschlossen, um Kinder zu zeugen, und das funktioniert in gleichgeschlechtlichen Beziehungen nicht.
Diese Meinung vertreten sehr viele Menschen, weil das Kinderzeugen und Kinder bekommen, einschließlich Mann und Frau vorbehalten ist. Erstens muss dazu gesagt werden, dass nicht alle heterosexuellen Paare automatisch nach der Eheschließung Kinder bekommen!
Zweitens können auch zwei Frauen als Ehepaar durch eine Samenspende Kinder bekommen. So ist es sogar ein leibliches Kind, einer der beiden Frauen! Männer können dies durch eine Samenspende und eine Leihmutter handhaben, was jedoch in Deutschland problematisch ist.
Drittens ist dazu zu sagen, dass auch in heterosexuellen Beziehungen immer wieder eine Samenspende dazu führt, dass Kinder gezeugt werden. Viertens besteht jederzeit die Möglichkeit, dass Kinder adoptiert werden können. Dieses Vorurteil kann daher sehr einfach entkräftet werden.
2. Gleichgeschlechtliche Ehen sind unnatürlich.
Dieses Vorurteil ist sehr häufig anzutreffen und wird von Kritikern sehr gerne angeführt. Hier wird das traditionelle Rollenbild einer Familie, Mutter, Vater und Kind angegeben. Ist die Konstellation anders, so wird sie als nicht von Gott gewünscht oder als unnatürlich bezeichnet. Die Soziologin Marina Rupp hat hierfür eine klare Antwort geschaffen, die Kritiker sehr leicht entwaffnet. Wäre Homosexualität nicht etwas Natürliches, so würde es in der Natur in keinem Fall vorkommen!
Manche Mitmenschen bleiben jedoch beharrlich bei dieser Meinung und halten an dem traditionellen Rollenbild fest. Die gängigsten Vorurteile stammen von Menschen, die sich in ihren Vorstellungen der Norm bedroht fühlen. Diese Menschen möchten auch in keiner Weise ihre Sichtweise überdenken oder ihre Denkweise hinterfragen. Um dies zu tun, müssten diese Menschen einen Schritt machen, zu dem sie derzeit nicht bereit sind. Dies wird dadurch bewiesen dass plumpe aussagen ohne Hintergrund gegen gleichgeschlechtliche Ehen ausgesprochen werden.
3. Eine heterosexuelle ehe wird durch gleichgeschlechtliche Ehen abgewertet.
Zu diesem Vorurteil gibt es einiges zu sagen. Eine Ehe wird durch einen gleichgeschlechtlichen Partner nicht schlechter, sondern um einiges vielfältiger. Wird hier das Grundgesetz betrachtet, so lässt sich im Artikel 6 erkennen, dass eine Ehe und somit Familie unter dem Schutz der staatlichen Ordnung stehen. Im Gesetz findet sich über die Konstellation einer Ehe, also heterosexuell oder gleichgeschlechtlich, nicht eine Silbe!
Leider ist es bisher so, dass gleichgeschlechtliche Paare gemeinsam kein Kind adoptieren können. In anderen europäischen Ländern ist dies jedoch selbstverständlich. Man siehe hierzu Großbritannien oder Frankreich. In diesen Ländern wird dem Gedanken nachgegangen, dass man allen Menschen eine Familie und rechtliche Sicherheit ermöglichen sollte.
4. Es sollten immer Mann und Frau ein Kind erziehen.
In jeder Beziehung, in der der Kinderwunsch entsteht, kommt es unweigerlich dazu, dass um die Erziehung Diskussionen entstehen. Gerade gleichgeschlechtliche Eltern stehen in dieser Beziehung nicht nur im Fokus, sondern auch in der Kritik anderer Menschen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, mit diesem Thema offen umzugehen und in der Gemeinschaft oder Schule dieses Thema zu besprechen. Auch die eigenen Kinder sollten hierbei mit einbezogen werden.
Hier gilt zu beachten, dass auch Scheidungskinder, die aus einer Beziehung Mann-Frau stammen, in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung keinerlei Probleme hätten. Eine Trennung der Eltern belastet jedes Kind und nicht das Umfeld, in dem es sich aufhält.
Ein weiteres Vorurteil, das gleichgeschlechtliche Eltern immer wieder belastet, ist das Klischee, das die Beziehung nicht lange halten wird. Diese irrtümliche Aussage und die Meinung, dass dies Kinder negativ beeinflussen kann, ist ebenfalls einfach zu widerlegen. Selbst heterosexuelle Beziehungen können nach kurzer Zeit enden und ein Elternteil bleibt weiterhin für das Kind zuständig. Hierzu besteht sogar eine Langzeitstudie der US National Longitudinal Lesbian Family Study. Diese besagt, dass rund 31 Prozent der gleichgeschlechtlichen Beziehungen mit Kindern eine Trennung erfuhren. Diese Scheidungs- oder Trennungsrate stimmt mit denen der heterosexuellen Beziehungen überein.
Fazit
Eine liebevolle Familie, welche gleichgeschlechtliche Paare ebenso bieten können wie heterosexuelle Paare, ist für viele Adoptivkinder ein deutlich besserer Ort als die Familie, aus der sie stammen. Auch leibliche Kinder von lesbischen Paaren wachsen liebevoll umsorgt auf.
Wichtig ist es, den Vorurteilen gestärkt entgegenzutreten. Mit dem Bewusstsein, dass man sich gegenseitig liebt und eine Einheit als Familie bildet, werden auch die Kinder gestärkt. Außerdem geht es eigentlich niemanden an, was im Schlafzimmer eines Paares passiert, denn der Mensch und seine Charaktereigenschaften stehen im Vordergrund.
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