Kann Leihmutterschaft auch etwas Schönes sein?
Leihmutterschaft wird in den Medien nicht von ihrer besten Seite gezeigt: Man hört von ausgebeuteten Leihmüttern in Indien, dem dubiosen Geschäft mit dem Leihbauch und egoistischen Wunscheltern, die ihr behindertes Kind bei der Leihmutter zurückließen (Baby Gammy). Doch kann Leihmutterschaft auch etwas Schönes sein? Eine Schweizerin erzählt.
Kinderwunsch ohne Gebärmutter: Eine Leihmutter aus Amerika
Die Schweizerin, Andrea Meier (Name geändert) möchte zeigen, dass Leihmutterschaft etwas Schönes sein kann. In einem Interview erzählt sie ihre Geschichte. Hier fassen wir ihren Weg zum Mutterwerden noch einmal zusammen.
Andrea wurde mit einer Missbildung geboren. Sie hat keine Gebärmutter und kann keine eigenen Kinder austragen. Nachdem sie schließlich ihren Ehemann kennengelernt hatte, wurde ihr Kinderwunsch konkret: Sie informierte sich über Adoption und Leihmutterschaft und suchte mit ihrem Mann nach einer amerikanischen Agentur, die ihnen helfen sollte, eine Leihmutter zu finden. Anders als in Deutschland und der Schweiz ist die kommerzielle Leihmutterschaft in den USA legal.
Das Paar suchte etwa ein Jahr lang nach der richtigen Agentur. Als sie schließlich eine Agentur ausgewählt hatten, fanden sie schnell eine Leihmutter: Amy (Name geändert), Anfang 30, verheiratet, mit zwei Kindern. Ihrem Profil zufolge wollte sie einem anderen Paar helfen, eine Familie zu gründen. Andrea war schnell überzeugt, dass Amy die richtige Wahl war. Es war ihr auch wichtig, dass die Leihmutter nicht mit finanziellen Schwierigkeiten fertig werden musste. Mit diesem Gedanken im Hintergrund zahlten Andrea und ihr Ehemann 82.000 Euro, damit sie ihre Zwillinge austragen und gebären würde. Amy hat etwa 20.000 Euro bekommen.
In den folgenden Wochen nahmen die beiden Frauen per E-Mail und Telefon Kontakt auf. In den wichtigen Vertragsfragen waren sie sich einig: Was passiert bei einer Drillingsschwangerschaft? Soll es bei einer Behinderung des Kindes zur Abtreibung kommen? Wie lange darf die Leihmutter das Kind nach der Geburt sehen? Auf 15 Seiten wurden alle wichtigen Fragen vertraglich festgelegt.
Von der Leihmutter zur Freundin: Die gemeinsame Schwangerschaft
Wenig später trafen sich Andrea und ihr Mann mit Amy in Kalifornien. Bei dem ersten Treffen war eine Psychologin der Agentur anwesend. Anschließend trafen sich die Frauen alleine. Sie verstanden sich gut und wurden zu Freundinnen. Beim Einsetzen der befruchteten Eizelle war Andrea dabei. Beim zweiten Versuch klappte es: Amy war schwanger. Mit Zwillingen.
Die beiden Frauen haben währenddessen oft miteinander gesprochen und auf diese Weise war Andrea in der Lage, an der Schwangerschaft teilzunehmen. Im vierten Schwangerschaftsmonat besuchten Andrea und ihr Ehemann Amy. Die Entwicklung der Zwillinge war völlig normal und alle waren glücklich. Ein paar Monate später wurden die Babys mit Kaiserschnitt geboren.
Das Geschenk des Lebens – gegen Bezahlung
Die Leihmutterschaft ist ein kontroverses Thema. Manche Menschen betrachten dies als eine Form der Kommerzialisierung des menschlichen Körpers. Aber für Andrea und Amy war Leihmutterschaft die richtige Entscheidung. Noch Jahre später sind sie Freundinnen und stehen in regelmäßigem Kontakt. Den Kindern wurde Amys Rolle altersgerecht erklärt. Dass die Zwillinge mithilfe einer Leihmutter zur Welt kamen, ist nur vor den schweizerischen Behörden ein Geheimnis.
In der Schweiz ist Leihmutterschaft ebenso verboten wie in Deutschland. Nach dem Gesetz ist die legale Mutter die Person, die das Kind zur Welt bringt, was den angehenden Eltern Schwierigkeiten bereiten kann. In den USA werden die biologischen Eltern von Kindern, die von einer Leihmutter geboren wurden, leicht als gesetzliche Eltern anerkannt.
Wie wir aus Andreas Erfahrung ersehen können, ist Leihmutterschaft nicht grundsätzlich unmoralisch. Viele Spender betrachten die Samenspende als Geschenk, genau wie einige Leihmütter. Sie wollen einfach kinderlosen Paaren helfen. Wenn alle Beteiligten ehrlich und verantwortlich handeln, kann die Leihmutterschaft etwas sehr Schönes sein.
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